Deutsche Spuren entlang der Donau - reisen, begegnen, erleben
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1316 wird die heutige Gemeinde Petreşti (deutsch Petrifeld, ungarisch Mezőpetri) erstmals schriftlich erwähnt. Sie hieß damals Mezeu Petri. Petrifeld gehörte schon damals zu den Gütern des Geschlechts der Kaplony, der Vorfahren der Grafen Károlyi. Nach dem Erlöschen der Flur wurde diese zwischen den Károlyis und dem Geschlecht der Vadaj aufgeteilt. Zwischen diesen beiden Grafengeschlechtern gab es im Laufe der Jahrhunderte zahlreiche Konflikte, die das Gut Petrifeld zum Gegenstand hatten.

Da Petrifeld genau an der Hauptstraße liegt, die die zwei großen Regionalzentren Sathmar/Satu Mare und Großwardein/Oradea verbindet, war die Ortschaft häufig den Raubzügen der unterschiedlichsten Heere ausgesetzt: Türken, Tataren, Kuruzen, Österreicher. Als der Kuruzenaufstand unter Führung von Georg Rakóczi II. durch den Frieden von Sathmar 1711 beendet wurde, war das Dorf Petrifeld fast zur Gänze entvölkert. 1740 verfügte Graf Sándor Károlyi, dass die Ortschaft mit württembergischen Schwaben aus den bereits existierenden Schwabendörfern des Sathmarer Raums besiedelt wird. Es handelte sich hier also um eine Binnenkolonisation.

Im 19. Jahrhundert wurde der wirtschaftliche Aufschwung der Ortschaft von zwei Katastrophen unterbrochen:1834 durch ein verheerendes Erdbeben, 1875 durch einen Großbrand.

Die schlimmste Katastrophe, welche die Schwaben aus Petrifeld traf, war aber die Deportation in die Sowjetunion im Januar 1945. Mehr als 200 junge Schwaben aus Petrifeld mussten bis zu fünf Jahre in die Arbeitslager im Donbass und in Sibirien. Viele von ihnen überlebten Hunger, Zwangsarbeit, Krankheit und Kälte nicht. Noch dramatischer sank die Zahl der Sathmarer Schwaben, auch aus Petrifeld, infolge der Emigrationswellen, die in den 1980er Jahren eingesetzten und zwischen 1990 und 1992 ihren Höhepunkt erreichten. Manche der nach Deutschland Ausgewanderten kehren alljährlich in ihre alte Heimat zurück.

Die Landwirtschaft ist auch heute noch die wichtigste Wirtschaftsaktivität und Quelle des Lebensunterhalts in Petrifeld. In der Ortschaft gibt es kleine Dienstleistungsbetriebe und ein gut gehendes Restaurant, das auch schwäbische Spezialitäten anbietet.

Die römisch-katholische Kirche im Ortszentrum ist der Heiligen Elisabeth geweiht. Sie wurde1786 errichtet. Beim Erdbeben von 1834 stürzte der Kirchturm über das Kirchenschiff und zerstörte den Bau fast ganz. Der Wiederaufbau der Kirche begann nach dem Großbrand von Pertifeld im Jahr 1875.

Aus Petrifeld stammt der Sprachforscher und Historiker Stefan/István Vonház (1881-1945), dessen Hauptwerk von der Ansiedlung der Schwaben im Sathmarer Raum handelt. Zur Erinnerung an ihn wurde im Park vor dem Rathaus der Gemeinde ein Obelisk errichtet.


Weinlaube auf der Hofseite eines 1881 erbauten Schwabenhauses, heute Heimatmuseum


LINKS: Die heilige Elisabeth-Kirche, 1786 erbaut

RECHTS: Bemalte Möbel im Schwabenmuseum

Tipps und Events

Eine gute Übersicht zur Volkskultur dieser Ortschaft, aber auch der Sathmarer Schwaben ganz allgemein, bietet das kleine „Schwäbische Museum“, das in einem Schwabenhaus an der Hauptstraße untergebracht ist. Es wurde 1993 gegründet. Also in der Zeit, als ein Bewusstsein darüber entstand, welche Verluste auch an geistiger und kultureller Natur die Auswanderung der Sathmarer Schwaben bedeutet. Das Schwabenhaus, in dem das Schwabenmuseum untergebracht ist, wurde 1881 – nach dem Großbrand – erbaut. Es ist um eine detailgetreue Rekonstruktion des Alltagslebens der Sathmarer Schwaben von Petrifeld zwischen Ende des 19. und Anfang des 20. Jahrhunderts bemüht.

447240 Petreşti
Öffnungszeiten: nach vorheriger Anmeldung