Das knapp 7000 Einwohner zählende Städtchen Ardud (deutsch Erdeed, ungarisch Erdőd) befindet sich am Übergang der Theiß-Tiefebene zum Hügelland der nördlichen Karpaten.
Erstmals dokumentarisch erwähnt wird Erdeed im Jahr 1215. Damals war die Ortschaft das Zentrum einer königlichen Forstdomäne. Anschließend wurde das Gebiet der Gerichtsbarkeit des Komitats Sathmar untergeordnet.
Im 16. Jahrhundert wurde Erdeed ein Stützpunkt der Verbreitung des Calvinismus und der calvinistischen Bewegung in diesem Raum.
Im 17. - 18. Jahrhundert wurde Erdeed wegen seiner strategisch bedeutungsvollen Position des Öfteren von Türken- und Tatarenheeren verwüstet. Später, während des Kuruzenaufstands, abwechselnd von den Kuruzen und von deren Gegnern, den Österreichern. Nach Beendigung des Kuruzenkriegs und dem Frieden von Sathmar (1711) kam die Ortschaft in den Besitz des Grafen Sándor Károlyi, der sie mit Schwaben aus Württemberg zu besiedeln begann. Die Kolonisten sollten den Platz der von den Kriegen ausgerotteten oder geflüchteten Bevölkerung einnehmen.
Die ersten Kolonisten aus Württemberg trafen 1726 hier ein. Bald brachen Konflikte mit der bereits ansässigen Bevölkerung aus, die zunehmend vehement ausgetragen wurden. Der Graf erlaubte deshalb den nach Wegzug strebenden Neu-Siedlern, die Ortschaft zu verlassen. Als neuer Ansiedlungsort wurde ihnen Bildegg/Beltiug zugewiesen. Es folgten weitere Ansiedlungswellen in Erdeed, die sich als erfolgreicher erwiesen.
Die verfallene Burg von Erdeed wurde ab 1730 vom Grafen Sándor Károlyi wiederaufgebaut. Was davon heute am Rande der Stadt noch sichtbar ist - vor allem eine der beiden Bastionen -, das ist diesem Wiederaufbau und den sukzessiven Reparaturen an der Burg zu verdanken, die bis gegen Ende des 19. Jahrhunderts andauerten. In der Kapelle dieser Burg fand 1847 die Hochzeit des ungarische Nationaldichters Sándor Petöfi mit Júlia Szendrei statt, Tochter des Burgverwalters von Erdeed. Der Altar der Kapelle befindet sich heute im römisch-katholischen Bischofspalais von Sathmar.
Die gotische Kirche von Erdeed wurde im Jahr 1482 gestiftet. Die ursprünglich römisch-katholische Kirche wurde bald nach ihrer Einweihung zu einer reformierten Kirche. Hier fand 1545 die erste protestantische Synode Ungarns statt. Im Laufe des 18. Jahrhunderts wurde sie wieder römisch-katholisch. 1860 wurde die Kirche nach den Plänen von Miklós Ybl restauriert. Ybl war ein berühmter Architekt schwäbischen Ursprungs. Die wichtigsten Elemente, die auf Ybl zurückgehen und die im 19. Jahrhundert dem Bau hinzugefügt wurden, sind das südliche Seitenschiff und der hohe, neugotische Turm.
Eine der bekanntesten Persönlichkeiten, welche die Ortschaft hervorgebracht hat, ist der 1442 geborene Tamás Bakócz.. Der begabte Sohn eines königlichen Notars machte als Bischof von Esztergom, Primas von Ungarn und als Kardinal eine beeindruckende Karriere in der Kirche. 1513 war er der aussichtsreichste Gegenkandidat des Giovanni de Medici auf den Papststuhl. Schließlich wurde der Stuhl Petri dem Medici-Sproß zugesprochen, der als Papst Leo X. bekannt wurde.
Der neugotische Turm der katholischen Kirche in Erdeed wurde im 19. Jahrhundert nach den Plänen des Architekten Miklós Ybl erbaut.
Burgruine in Erdeed
Tipps und Events
Nach einem alten schwäbisch-alemannischem Feuerbrauch wird in Erdeed am ersten Fastensamstag das Funkenfest gefeiert. Auf dem Weidenplatz am Rande der Stadt versammeln sich die Leute um ein großes Feuer. Es werden Holzscheiben ins Feuer gehalten und dann gegen ein Brett geschlagen. „Schiebi, schiebi, Scheiba, wem soll dea Scheiba sei?“ fragen die Mädchen. „Die Schwaben aus Erdeed“, antwortet ein junger Mann, wobei er die glühende Holzscheibe in die Abenddämmerung schleudert.
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