Nagyesztergár (deutsch Großestergart) liegt an der Straße zwischen den Städten Zirc und Mór, etwa 5 km von Zirc entfernt.
Das Gebiet war bereits in der Römerzeit besiedelt. In der Arpadenzeit lebten hier königliche Dienstleute. König Sigismund schenkte 1401 der Familie Ányos Gebiete, die bis zum 19. Jh. auch in deren Besitz blieben. Außerdem wurde hier Ányos Pál geboren (1756-1784), der bedeutende Dichter des ungarischen Sentimentalismus.
Mit der Besiedlung ab der Mitte des 18. Jahrhunderts begann eine neue Periode in der Geschichte von Großestergart. Die Besiedlung des strauchigen, waldigen und gebirgigen Territoriums war sehr mühsam. Ferenc Ányos leitete die Ansiedlung der Estergarter Einöde ohne Reserven, die ihm materielle Sicherheit geboten hätten, in die Wege. Noch dazu hatte er keine Erfahrung in der Besitzverwaltung und keinen Fachapparat, wie die benachbarten weltlichen und kirchlichen Gutsbesitzer. Ferenc Ányos setzte allerdings auf die inner-ungarische Migration, also auf Siedler, die bereits in Ungarn waren, aber neue Gebiete suchten. Als Anreiz bot er ihnen vorteilhafte Bedingungen. In dem Ansiedlungsbrief aus dem Jahr 1751 versprach er den Bau von 20 Bauerhäusern, die Bezahlung der Rodungskosten, zwei Jahre Steuerfreiheit und freien Umzug. Vom Holzhaus des Gutsherrn abgesehen, standen hier um 1750 nur ein paar Hütten der Köhler, der Hersteller von Pottasche und des Waldhüters.
Die ersten Ansiedler kamen ab 1748 nach Großestergart. Anfang der 1760er Jahre, zehn Jahre nach der Veröffentlichung des Siedlungsbriefes, werden die Namen von 40 Familien erwähnt. Acht Jahre später werden in den Aufzeichnungen 46 Leibeigenen, 29 Häusler und 7 Einlieger genannt.
Architekt der spätbarocken Kirche Heiliger Johannes Nepomuk war Jakab Fellner, der berühmte Hausarchitekt der Familie Esterházy. Das Madonna-Bild des Altars stammt auch aus dem 18. Jahrhundert. An der Wand der Kirche befindet sich eine Tafel mit den Namen der Opfer der beiden Weltkriege. Die Kirchweih, die alljährlich am Tag des Johannes von Nepomuk stattfindet, ist zugleich das Fest des ganzen Dorfes.
Holzwerkzeughersteller aus Großestergart in den 1970er Jahren.
LINKS: Die Kirche wurde gegen Ende des 18. Jahrhunderts nach den Plänen von Jakab Fellner erbaut.
RECHTS: In Großestergart wachsen die Kinder zweisprachig auf.
Tipps und Events
Ortsgeschichtliche Ausstellung – Purgly Gutshaus
Radnóti M. u. 74, Nagyesztergár
Telefon: +36 (06) 88 419 621
Öffnungszeiten: Nach vorheriger Anmeldung