Deutsche Spuren entlang der Donau - reisen, begegnen, erleben
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Lenauheim wurde 1767 gegründet. Es ist eine der vielen Ortschaften aus der Ansiedlungszeit unter Maria Theresia („Zweiter Schwabenzug“, „theresianische Ansiedlung“), die auf den Rat und unter der Verantwortung des kaiserlichen Administrationsrates Wilhelm von Hildebrandt entstanden.

Im Mittelalter stand hier die Ortschaft Chatad/Csatád, die wahrscheinlich während einer der vielen spätmittelalterlichen Türkeneinfälle dem Erdboden gleichgemacht und nicht wieder aufgebaut wurde. Fakt ist, dass das Hildebrandtsche Csatád im 18. Jahrhundert eine beeindruckende Entwicklung erfuhr und 1775 bereits Sitz eines Kreisamtes wurde. Im selben Jahr wurde das „Cameralhaus“ gebaut. Ein Verwaltungsgebäude, das heute etwa als Lenau- und Volkskundemuseum der Banater Schwaben genutzt wird.

Die Gemeinde Csatád war bis 1779 das Zentrum einer großen, landwirtschaftlich bedeutenden Region. Dann folgte eine administrative Umgestaltung des Banats nach altungarischen Territorialformen. Das Kreisamt Csatád wurde aufgelöst und es wurden Komitate gegründet.

1799 gelangte, als Kontrolleur des Kameralverwaltung, Franz Niembsch Edler von Strehlenau mit seiner Frau nach Csatád – und am 13. August 1802 wurde im Kameralhaus Nikolaus Franz Niembsch Edler von Strehlenau geboren, der sich ab 1820 Nikolaus Lenau nannte. Unter diesem Namen ist er als Lyriker in die Literaturgeschichte eingegangen. Sein Werk steht in der Tradition eines Lord Byron oder Giacomo Leopardi.

Lenaus Vater war der Spielsucht verfallen und verspielte das gesamte Vermögen der Familie. Er starb zwei Jahre nach der Geburt seines Sohnes. Die Mutter heiratete 1811 noch einmal. Sie ermöglichte dem späteren Schriftsteller zunächst ein Studium der Rechtswissenschaft, dann der Medizin, bevor sich Nikolaus Lenau unter dem Einfluss der schwäbisch-romantischen Dichter und Sammler von mündlichen Überlieferungen – vor allem Gustav Schwabs – endgültig der Poesie und Dichtung zuwandte. In einem Brief schreibt er dazu: „Ja, Freund, ich will leben, arbeiten, handeln, doch ich entscheide für wen und wozu. Ich will noch was Tüchtiges leisten in der Kunst, ich will arbeiten für die Welt und mich veredeln für meine Freunde.“

Unter der Verwaltung des Königreichs von Großrumänien, wird der Name der Ortschaft 1926 in Lenauheim umgeändert. Damit begann auch die Einrichtung von Gedenkräumen im ehemaligen Kameralhaus. Vor dem Gemeindehaus wurde später das Lenau-Denkmal aufgestellt, ein Werk von Béla Radnai.

Im ersten Stock des Kameralhauses befindet sich das Lenau- und Volkskundemuseum. Neben einer beeindruckenden Sammlung von Trachtenpuppen aus etwa 50 banatschwäbischen Ortschaften, gibt es Objekte aus dem Alltagsleben der Banater Schwaben, Einrichtungsgegenstände und alte Fotos. Außerdem Räume, die der traditionellen Einrichtung eines banatschwäbischen Bauernhauses nachempfunden sind. Der Lenau-Teil gibt mit Zitaten aus dem Werk des Schriftstellers, mit Büchern und Kopien von Dokumenten einen relativ guten Überblick zum Wollen und Wirken des Dichters.


Das Lenau-Denkmal vor dem Rathaus in Lenauheim.



Banatschwäbisches Schlafzimmer-Interieur.



Banatschwäbisches Wohnzimmer mit Andachtsecke/Hausaltar.



Die Suppenschüssel auf dem Tisch, die an einen vergessenen Beruf erinnert: an den des Porzellanbinders. Das waren arme Wanderhandwerker, die ihre Dienste anboten, um zerdeppertes Porzellan in Haushalten, die sich den Kauf von neuem Geschirr nicht leisten konnten, für ein geringes Entgelt wieder brauchbar zusammenzufügen.

Tipps und Events

Nikolaus Lenau Heimatmuseum
Casa Memoriala Nikolaus Lenau

Adresse: Cladirea monument istoric „Han de posta“ Lenauheim-307240, judetul Timis
Telefonnummer:  +40 (0)256 360428 ( la Primaria Lenauheim)
www.muzeulbanatului.ro
Öffnungszeiten : Montag bis Donnerstag 8-16,Freitag 8-12,

In allen Räumen des Museums mit banatschwäbischer Thematik gibt es die von den Hausfrauen nach Vordrucken handgenähten Wandschoner. Solche Vordrucke konnte man auf den Jahrmärkten, später auch in Schnittwarengeschäften erwerben. Die Haus- und Segenssprüche sowie die Weisheiten, die man auf diesen Wandschonern findet, sind ein beredter Ausdruck von christlich-moralischer, praxisorientierter Erziehung. Im Banat gibt es auch Wandschoner mit zweisprachiger – und sogar welche mit dreisprachiger Inschrift: deutsch-ungarisch-rumänisch. Oder ganz einfach dieselben Wandschoner, auf denen die Sinnsprüche in die verschiedenen Sprachen übersetzt sind. Auch ins Serbische, Ukrainische und Kroatische.