Deutsche Spuren entlang der Donau - reisen, begegnen, erleben

Die Siedlung, aus der sich Novi Sad (deutsch Neusatz, ungarisch Ùjvidék) entwickelt hat, wird in den historischen Quellen zum ersten Mal im Jahre 1692 in Zusammenhang mit einer  Brückenschanze an der Donaubrücke erwähnt. Die Peterwardeiner Schanze war vorwiegend von Soldaten bewohnt, die im Dienste des österreichischen Kaiserreiches die Grenze gegen die Osmanen zu sichern hatten. Mit der Zeit wurden um die Schanze herum auf Stützpfeilern Häuser von Siedlern errichtet, die vorwiegend Handel und Handwerk betrieben. Dies waren vorwiegend Serben und Deutsche.

Ein Grund für die schnelle wirtschaftliche Entwicklung war auch der Status einer königlichen Freistadt, den sich die Bürger von Neusatz im Jahre 1748 erkauft hatten. Damit wurde auch die Bezeichnung der Peterwardeiner Schanze geändert. Lateinisch hieß die Handelsstätte nun Neoplanta, auf Ungarisch Újvidek, auf Deutsch Neusatz und auf Serbisch Novi Sad. 

Seit Beginn lebten in Neusatz neben den zahlreichen Serben auch Deutsche, Ungarn, Juden, Griechen und Armenier. Ab der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts galt die Stadt auch als Bildungszentrum der Serben in Ungarn, mit einem vielfältigen Verlagswesen. Deshalb nannten es die Serben häufig „serbisches Athen“. 

Neusatz gehörte zu den ungarischen Städten mittlerer Größe. Während der ungarischen Revolution gegen die Habsburger erlebte die Stadt 1849 eine große Zerstörung. Danach entwickelte sich Neusatz aus einer klassischen Siedlung mit vorwiegend barocker Architektur zu einer modernen mitteleuropäischen Stadt. So siedelten sich Ende des 19. Jahrhunderts nicht nur die über kaufmännischen und unternehmerischen Geist verfügenden Einwohner der umliegenden Siedlungen gerne hier an, sondern auch Familien aus dem gesamten Gebiet des damaligen Kaiserreiches.

In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts erhielt die Stadt im Zentrum ihr heutiges Gesicht. Zum Bau des neuen Rathauses und der katholischen Kirche kamen zahlreiche große Gebäude wie das der damaligen Sparkasse, des bekannten Grandhotels Maier, das Gebäude der Matica Srpska oder das Hotel Königin Elisabeth dazu. In der Herrenstraße wurden herrliche Paläste errichtet. 1908 wurde auch der Bau der neuen Synagoge vollendet.

Nach dem Ersten Weltkrieg wurde Neusatz als Hauptstadt der Batschka dem neugegründeten Königreich der Serben, Kroaten und Slowenen angeschlossen. 1929 wurde die Stadt zum Sitz der Donau-Banschaft. Dank ihrem Status sowie dem unternehmerischen Geschick der Bürger wurde Neusatz zur führenden Stadt der Region und folglich ab 1944 zum Sitz der autonomen Provinz Vojvodinan. 

Mit 350.000 Einwohnern ist Neusatz heute die zweitgrößte Stadt von Serbien. Die attraktive Lage mit einer Donaupromenade, die das Stadtzentrum mit dem beliebten Donaustrand verbindet, die Aussicht auf das rechte Donauufer, die Festung von Peterwardein, der Fischweiher oder die Hänge der Fruška gora sind nur einige der Anziehungspunkte dieser Stadt, die zunehmend auch von Touristen wahrgenommen wird.

 

Neusatz um die Jahrhundertwende.


LINKS: Die immer belebte Fußgängerzone von Neusatz.

RECHTS: Die katholische Kirche in Neusatz um 1910.




Die vielen Religionen und Kirchen von Neusatz auf einer Postkarte.


Die Regierungsgebäude der Donau-Banschaft in den 1930er Jahren – auch heute Regierungssitz.