Das Sackgassendorf befindet sich etwa 35 km nordöstlich von Pécs und kann nur über eine einzige Straße erreicht werden. Das Dorf liegt im schmalen Tal eines kleinen Baches und ist ringsum von steilen Hügeln umgeben, die teils von Wiesen, teils von Wäldern bedeckt sind. Diese natürlichen Gegebenheiten haben auch die Lebensweise der Bevölkerung bestimmt.
Die Familie Perczel siedelte hier ab dem Jahr 1740 neue Kolonisten an, da diese Region nach den Türkenkriegen entvölkert war. Die ersten Glashütten wurden um 1760 von deutschen Siedlern gebaut und betrieben. Da Ófalu (deutsch Ofala) in einer hügeligen und bewaldeten Umgebung liegt, war hier die Holzverarbeitung, etwa Holzschnitzerei oder der Bau von Stühlen, traditionell eines der Haupteinkommen der Einwohner. Auch der Spitzname „Hechentapper“ (etwa: Heckentrapper, Heckentreter), wie die Ofalaer oftmals genannt wurden, weist auf die dichte Vegetation um das Dorf herum hin.
Neben der Feldstraße, die Richtung Osten aus dem Dorf führt, zeigt die vorbildlich renovierte Skulptur hl. Wendelin, dem Schutzpatron der Hirten, welch wichtige Rolle hier einst die Weidewirtschaft und Viehhaltung spielte.Die Werkstatt des Drechslers Anton Pausch bewahrt die Tradition der früheren Holzschnitzerei. Die Überdachung über dem Gang der Bauernhäuser wird in der Gegend nicht von sonst üblichen Ziegelpfeilern, sondern von sorgfältig verzierten Holzsäulen gehalten. Solche wurden und werden noch heute in der Pausch-Werkstatt sowie anderen Werkstätten angefertigt.
Das Heimatmuseum des Dorfes bewahrt Werkzeuge, Möbel, Zimmer- und Kücheneinrichtungen der örtlichen Deutschen aus der Vorkriegszeit. Auf dem Hügel gegenüber dem Heimatmuseum, auf der anderen Seite des Baches, blicken ein schlicht angefertigter Kalvarienberg und die Grabmäler des Friedhofes auf das Dorf herab.
Bereits 1888 begannen die Bewohner von Ofala Spendenmittel zum Bau einer Kirche zu sammeln. Mit viel Engagement und Arbeit wurde die Kirche im Jahre 1904 erbaut und auf den hl. Anton geweiht.
Wenn sie gerade offen ist, lohnt es sich auch, in die kleine Dorfkneipe auf eine Erfrischung einzukehren, wo man natürlich auch den örtlichen deutschen Dialekt in einer authentischen Weise zu hören bekommt.
Die bekannteste Persönlichkeit des Ortes und einer der angesehensten Angehörigen der deutschen Minderheit in Ungarn ist Prof. Dr. Jenö Kaltenbach, der 1947 in Ofala zur Welt kam. Der Jurist hat zahlreiche, wichtige öffentliche Ämter wahrgenommen, etwa als Ombudsmann des Ungarischen Parlaments für die Nationalen Minderheiten. Für sein Engagement wurde er vielfach ausgezeichnet. Unter anderem mit dem Kulturpreis der Deutsch-Ungarischen Gesellschaft: „Für den herausragenden Einsatz zum Schutz und zur Stärkung der Rechte von Minderheiten in Europa und für herausragende Leistungen, die der Pflege und Förderung freundschaftlicher Beziehungen zwischen der Bundesrepublik Deutschland und der Republik Ungarn dienen.“
Die im Jahre 1904 erbaute Kirche.
LINKS: Die von Anton und Margaret Hein gestiftete Skulptur des hl. Wendelin (1872).
RECHTS: Der Drehbrunnen des Heimatmuseums mit geschnitzter Holzstruktur.
Das Strohdach auf dem Heimatmuseum von Ofala ist heute eines der letzten Beispiele für diese einst allgemein verbreitete Bauweise und Bedeckung eines Daches.
Tipps und Events:
Deutsches Heimatmuseum
Kossuth u. 38, 7696 Ófalu
Telefonnummer: + 36 (06) 72 463 030, +36 (06) 72 463 198
http://www.ofalu.helyinfo.hu
Öffnungszeiten: Mo-Do 8-16 Uhr, Fr 8-12, Schlüssel im Bürgermeisteramt.