Apatin (früher auch Apati, Abtau, Abthausen) an der Donau liegt in der autonomen Provinz Vojvodina in Serbien. Bis zum Ende des Zweiten Weltkrieges war das, mit 14.000 Deutschen, die größte deutsche Gemeinde Jugoslawiens.
Erstmals wird Apatin im 11. Jahrhundert als Aureaus Locus (Goldort, ung. Aranyan), als eine Abtei des Erzbistums Kalocsa, die zu Ungarn gehörte, erwähnt. 1407 wird Apatin urkundlich als Stadt bezeichnet. Mitte des 16. Jahrhunderts wird der Ort von den Osmanen erobert und 1687, nach der Befreiung durch die Habsburger Truppen, dem Habsburger Reich einverleibt. Im Rahmen der Ansiedlung der unbevölkerten Donauregionen mit Menschen aus deutschen Gebieten, entstand das heutige Apatin, nach einem Erlas vom 8. April 1739, als Endstation der Ulmer Schachtel-Schifffahrt. Da wurde eine militärische Proviantstation mit Schüttkasten und Donaumühlen errichtet, in der die ersten Deutsche als Handwerker auftauchten.
Mitte des 18. Jahrhunderts erfolgte die massive Ansiedlung Apatins mit Deutschen. Das versprochene Land jedoch war sumpfig und schwer zu bewirtschaften. Im jahrelangen Kampf gegen Sumpffieber machten die Auswanderer das Land fruchtbar. Apatin wurde für die sich im Umland bildenden Dörfer mit deutschen Einwohnern zum Vorbild. Man baute steinerne Gebäuden, darunter eine Schule, und 1748 wurde die erste Kirche eingeweiht. 1755 verlieh Maria Theresia dem Ort das Marktrecht. 1768 lebten hier bereits über 600 deutsche Familien. 1795 änderte die Donau ihren Lauf, demzufolge ein Teil der Gemeinde verlegt wurde. Die alte Kirche versank und man erbaute eine neue. Die Einweihung der „Maria-Himmelfahrt-Kirche“, in der sich bis heute die berühmte „Schwarze Muttergottes“ befindet, fand 1798 statt.
Apatin war anfangs besonders für seine Donaumühlen (Schiffsmühlen, die in Form eines Katamarans aufgebaut waren) bekannt. Bauern aus der ganzen Batschka kamen wegen dem guten Ruf der Mühlen in die Stadt, um ihren Weizen mahlen zu lassen.
Das Städtchen war von Anfang an keine reine Bauernsiedlung; es wurde auch als Industrie-Knotenpunkt weit und breit bekannt, dessen industrielle Anlagen Hervorragendes leisteten. So stieg der Hanfzüchter und Händler Aigler (der später seinen Namen in Szemzö änderte) zum ersten Schwabenmillionär in Batschka auf und wurde 1842 in den Adelsstand erhoben. Neben zahlreichen Fischern und Schiffern waren alle Gewerbezweige gut vertreten. Es gab auch Orgelbauer, Bildhauer, Vergolder, Kirchenmaler, Buchbinder und Buchdrucker, sowie eine ganze Reihe von Betrieben: Schiffswerft, Großbrauerei, Ziegeleien (zeitweise 42!), Tuch- und Papierfabrik, Strickfabrik, Woll-und Seidenspinnerei, Möbelfabrik, Kammfabrik, Maschinenfabriken, Korbfabrik, Sägewerke, Eisengießerei, Fischzentrale, drei Druckereien (Savadill, Gaß, Lotterer). Bis zum Zweiten Weltkrieg war Apatin die Gemeinde mit dem höchsten pro Kopf Einkommen in Jugoslawien. Apatin brachte Ruhm auch die 1756 gegründete Brauerei (heute Apatinska Pivara), der bis heute größte Arbeitgeber der Stadt, deren Hauptmarke, „Jelen pivo“ („Hirsch Bier“), nicht nur das meist getrunkene Bier Serbiens ist, sondern auch mehrmals als das weltbeste Bier ausgezeichnet wurde.
Die Auswirkungen des Zweiten Weltkrieges zerstörten das mehr als 200 Jahre andauernde friedliche Zusammenleben verschiedener Nationen und Konfessionen, die hier vertreten waren. 1944 flohen 2.000 Apatiner beim Herannahen der Russen aus ihrer Heimat. Ende 1944 wurden ca. 1800 Mädchen, Frauen und Männer in die UDSSR deportiert. Am 11. März 1945 wurden alle restlichen Schwaben der Gemeinde in die Internierungslager Gakowa (serb. Gakovo) und Kruschiwl (serb. Kruševlje) verschleppt. Bis zum Auflösen der Lager, im Sommer 1948, ging die Hälfte davon vor Hunger, Krankheiten und durch Tötungen zugrunde. Heute leben in Apatin nur noch wenige Deutsche.
Das Rathaus von Apatin auf einem zeitgenössischen Bild.