Hajós/Hajosch liegt dicht an der nördlichen Grenze des deutschen Siedlungsgebiets Batschka. Die Gemeinde war im Jahr 1722 die erste deutsche Siedlung auf dem erzbischöflichen Territorium mit fast ausschließlich schwäbischen Siedlern. Ende des Jahres 1731 lebten in der Gemeinde rund 110 deutsche Familien, 1770 hatte sich die Anzahl schon verdoppelt.
Zum größten Teil stammten die katholischen Auswanderer aus dem Raum Obermarchtal, Zwiefalten, Riedlingen, Mengen, Saulgau und Biberach. Sie errichteten ihre Pfarrkirche 1728, die später mit Seitenschiffen erweitert wurde.
Anna Maria Hall war eine der Auswanderer aus Deutschland. Sie kam aus dem 1.000 km entfernten Uttenweiler in die ungarischen Gebiete. Von der heimatlichen Bussenkirche brachte sie 1726 eine Madonnenfigur mit nach Hajosch. Die Muttergottes soll während der beschwerlichen Reise etliche Wunder gewirkt haben. Heute steht sie in einer Chornische über dem Hauptaltar der Hajoscher Kirche, die 1794 von Papst Pius VI. offiziell zu einem Marienwallfahrtsort erklärt wurde. Eine Replik der Figur ist in der Bussenkirche bei Uttenweiler zu sehen.
Hauptwallfahrtstag ist der Sonntag des heiligen Johannes von Nepomuk. In Hajosch hielt sich lange ein alter Wallfahrtsbrauch. Dabei wurde das Gnadenbild mit Kleidern umhängt und mit einer kostbaren Krone geschmückt. Die Hajoscher Maria-Statue wurde 1988 in ihrer ursprünglich gotischen Form restauriert und seit dieser Zeit wird sie nicht mehr bekleidet. In dem Park neben der Kirche befindet sich der Kalvarienberg.
Hajosch ist reich an Barockdenkmälern. Das bedeutendste unter ihnen ist das 1739 fertiggestellte ehemalige erzbischöfliche Jagdschloss Jókai. Es diente im 20. Jahrhundert als Waisenhaus und Kinderheim. Das renovierte und als Schlossmuseum eingerichtete Baudenkmal wurde im Herbst 2010 seiner neuen Funktion übergeben. Im Café des Schlosses sind Exemplare der deutschsprachigen Quartalzeitschrift „Batschkaer Spuren“ ausgelegt, die man vor Ort kostenlos lesen kann.
Hajosch ist aber nicht nur für seine kirchlichen Schätze und Denkmäler, sondern auch für sein Kellerdorf berühmt, das aus ungefähr 1.200 Kellerhäusern besteht und das größte seiner Art in Mitteleuropa ist. Erzbischof Csáky verpflichtete schon die ersten deutschen Kolonisten zum Weinanbau, wobei ihm der Zehnte des Ertrags zukam. Es wurden verschiedene Rot- und Weißweinsorten angebaut. Dazu gehören beispielsweise der Cabernet Franc und der Zweigelt, aber auch der Welschriesling und der ungarische Gewürzwein Cserszegi fűszeres.
Der heilige Urbantag am letzten Maiwochenende ist das überregional bekannte Weinfest der Ortschaft. Die Besucher erwarten an diesem Tag nicht nur offene Weinkeller, sondern auch ein reiches Kulturprogramm.
LINKS: Heilige Marienstatue mit dem Christuskind in der Hajoscher Kirche.
RECHTS: Heilige Muttergottes von Hajosch in einer Zeichnung.
Frau, die unterwegs auf ihrem Fahrrad durch die Ortschaft ist.