Im 18. Jahrhundert wanderten viele Bauern aus dem Schwarzwald nach Südosteuropa aus. Hauptsächlich in das Banat, das heute zum größten Teil in Rumänien liegt. Der Schwarzwald bot zu dieser Zeit nicht viel für die dort lebenden Menschen. Man kämpfte mit Überbevölkerung und kargen Böden. Die versprochenen Privilegien, wie kostenloser Grund und steuerfreie Jahre, in den fremden Donauländern lockten viele Auswandere. Die Reise ins Ungewisse war für sie mit der Hoffnung auf eine Verbesserung ihrer Lebensverhältnisse verbunden. Denn hier lebten sie meist in ärmlichen und schlechten Verhältnissen, dort aber hatten sie die Chance auf ein besseres Leben. Dies bewog viele Bauernfamilien ihr Hab und Gut zu verkaufen und in Ungarn eine neue Existenz aufzubauen.
Auch aus der Region Hotzenwald im südlichen Schwarzwald, in der die kleine Stadt Görwihl liegt, wanderten viele gen Südosten. Der Hotzenwald stellt eine Besonderheit in der Geschichte der Auswanderer dar. Hier gingen nicht alle freiwillig – eine Gruppe wohlhabender Bauer wurde in das Banat deportiert.
Die Grafschaft Hauenstein war in Einungen gegliedert, in denen sich die Bauern selbst verwalteten. Seit dem 14. Jahrhundert schwelte ein Konflikt mit dem Kloster St. Blasien, welches seine Rechte in dieser Zeit beträchtlich ausdehnte. Im Jahr 1720 schließlich sollte ein Abkommen klären, welche Leistungen die Bauern erbringen müssen. Dieses wurde jedoch nicht von allen Einungsmeistern akzeptiert. Zu denen, die nicht zustimmen wollten, gehörte Hans Fridolin Albiez. Er war Bauer und Salpeter-Sieder und wurde als „Salpeter-Hans“ zur Symbolfigur der Aufstände.
Nach seinem Tod im Jahr 1727 spitzt sich die Lage zu: Vier Aufstände wurden mit Militärgewalt niedergeschlagen, die Anführer zum Tode verurteilt oder zur Zwangsarbeit nach Ungarn deportiert. Der Aufstand zerfiel in verfeindete Lager und setzt sich einerseits aus den „Ruhigen“, die zu Kompromissen bereit waren, und andererseits aus den „Unruhigen“, die mehr Autonomie und die Absetzung der Obrigkeit forderten, zusammen.
Zu den „Unruhigen“ gehört auch Jakob Fridolin Albiez, der Sohn des legendären Salpeter-Hans. Er wurde 1755 ins Banat deportiert. Nachdem seine Frau und sein Sohn dort starben, kehrte er 1760 illegal in seine Heimat zurück, wurde jedoch kurz nach seiner Ankunft verhaftet und sollte erneut ins Banat verbannt werden. Er durfte am Ende in seiner Heimat bleiben und starb verarmt 1768 im Alter von 72 Jahren.
Jakob Fridolin Albiez war nicht der einzige der nach Ungarn deportiert wurde.1755 wurden insgesamt 112 Hauensteiner aus der Region Hotzenwald nach Ungarn gebracht. Die Kosten ihrer Deportation mussten sie selbst bezahlen, sogar die Eisen, die man ihnen bei der unfreiwilligen Fahrt donauabwärts angelegt hatte.
Während viele verarmte Schwarzwälder Landsleute von einer Ansiedlung im Banat träumten, wollten die deportierten Hauensteiner nicht in Ungarn bleiben. Sie waren vergleichsweise wohlhabend. Im Durchschnitt betrug das Vermögen der Deportierten das Zehnfache von dem vieler Auswanderergruppen. Sie hatten keinen Grund, im Banat zu bleiben und wollten dies auch nicht. Aus dem heutigen Gemeindegebiet Görwihl wurden fünf Familien ins Banat deportiert.
Das Heimatmuseum Hotzenwald zeigt die Geschichte und Kultur der Region, anhand der mit originalen Objekten eingerichteten Dorfschule, der Trachten der Bewohner des Südschwarzwaldes und der Geschichte der Hausweberei. Ein Schwerpunkt legt das Museum auf die Veranschaulichung der Salpetersiederei. Aus dem Salpeter gewann man den Kali-Salpeter, der für die Herstellung von Schießpulver notwendig war.
Heimatmuseum Hotzenwald
traditionelle Trachten
Wissenswertes
Heimatmuseum Hotzenwald
Marktplatz 9, D-79733 Görwihl
Tel.: +49 ( 0) 775 41279 1360
www.goerwihl.de/v1/freizeit/heimatmuseum/heimat1.php
Öffnungszeiten: von Ostermontag bis Martini-Samstag (November) sonn- und feiertags von 14 bis 16 Uhr geöffnet.
Gruppenführungen sind während des ganzen Jahres nach Vereinbarung möglich
Links:
www.schwarzwald-tourismus.info/Media/Orte-Staedte/Goerwihl
www.schwarzwald-tourismus.info/schwarzwald/Tourismusgemeinschaften/hotzenwald-tourismus
www.hotzenwald.de
www.salpeterer.net