Deutsche Spuren entlang der Donau - reisen, begegnen, erleben
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Tarján (deutsch Tarian) liegt in einer Hügellandschaft, die von zahlreichen malerischen Tälern und Bächen durchzogen wird.

Ab 1727 gehörte die Gegend der Familie Esterházy, die 1737 aus dem südlichen und mittleren Teil des Deutschen Reiches hier 40 katholische Familien ansiedelte. Zuvor lebten in Tarian nur reformierte Ungarn.

Charakteristisch für das Dorf war die Vieh- und Forstwirtschaft. Die Waldgemeinschaft verpachtete die Wälder an die Esterházys, die hier regelmäßig Jagden veranstalteten. Der Zweite Weltkrieg und die Vertreibung veränderten das Leben der Ortschaft, obwohl die meisten „nur“ ihr Haus, nicht aber ihre Heimat verlassen mussten. Das Dorf hat schöne, geordnete Straßenzüge. Viele Einwohner beschäftigen sich mit Weinbau. Unter den Presshäusern gibt es mehrere, die über 100 Jahre alt sind. Die Weine sind in der Gegend sehr beliebt.

Die römisch-katholische Kirche wurde zwischen 1779 und 1783 nach den Plänen von Jakob Fellner gebaut. Ihre gegenwärtige Gestalt bekam sie 1863. Die ältesten Teile ihrer Ausstattung (Altar, Kanzel und Beichtstuhl) sind im historisierenden, spätbarocken Stil gestaltet. 2007 wurde die Kirche außen komplett renoviert. Die erneuerte Kirche wurde am 26. Oktober 2008 – am Tag des Kirchweihfestes – eingeweiht.

Der in den 1850er Jahren erbaute Kalvarienberg wurde im Zweiten Weltkrieg vollkommen zerstört. 2003 bis 2004 wurde er dank der freiwilligen Arbeit des „Freundeskreises Tarian“ erneuert. Er stellt das Leiden Christi dar und verkündet Frieden und Nächstenliebe.

Der Grundstein der Kapelle wurde am 31. Mai 1858 von Johann Scitovszky von Nagy Kér gelegt, Fürstprimas von Ungarn und Erzbischof von Gran. Die Kapelle ist der Schmerzhaften Mutter Gottes geweiht. Die Renovierung und Vergrößerung wurde 1997 vom Deutsch-Ordens Hospitalwerk (DOH) veranlasst. Die Gläubigen feiern jeweils im Mai eine heilige Messe mit Litanei und im Oktober einen Gottesdienst mit Rosenkranzgebet zu Ehren der Mutter Gottes und Schmerzhaften Jungfrau Maria.

In letzter Zeit sind in Ungarn viele Heimatmuseen entstanden. Zu den jüngsten gehört das Ungarndeutsche Heimatmuseum in Tarian. Das Haus steht in der Mitte des Dorfes unweit der römisch-katholischen Kirche. Die Gemeinde kaufte ein hundert Jahre altes Bauernhaus und baute es in ein Museum um. Es wurde an Pfingsten 2012 eingeweiht.

Ein Kämpfer für das Deutschtum und ein echter Lokalpatriot war der in Tarian geborene Josef Mikonya (1928-2006). Der Sohn eines Landarbeiter-Ehepaares arbeitete als Schießmeister in der Grube von Tatabánya, später als Hüttenarbeiter. 1973 folgte er dem Aufruf „Greift zur Feder“ der Neuen Zeitung. Damit begann die Neubelebung der ungarndeutschen Literatur. Josef Mikonyas Buch „Krähen auf dem Essigbaum“ ist 1994 erschienen.

Tarian hat zu vielen ausländischen Gemeinden gute Kontakte: auf dem Gebiet des Unterrichts, der Kultur, der Musik, des Sports und des Wirtschaftslebens. Eine offizielle Partnerschaft besteht mit Staufenberg, Kirchberg und Hattstedt.


Unter den Presshäusern gibt es mehrere, die über 100 Jahre
alt sind.



LINKS: Die römisch-katholische Kirche in Tarian.

RECHTS: In der Nische der Erinnerungssäule neben der Kapelle steht eine Statue. Sie stellt dar, wie Maria den Leichnam ihres Sohnes in den Armen hält.



Die Kapelle zu Ehren der Schmerzhaften Mutter Gottes in der Totiser Straße.

Tipps und Events

Ungarndeutsches Heimatmuseum
Rákóczi u. 25, 2831 Tarján
+36 (06) 34 372 613 (Bürgermeisteramt)
Öffnungszeiten: nach Absprache.

Das Haus war bis 1946 im Besitz der Familie von Franz Kranz. Das Langhaus steht mit der Stirnseite senkrecht zur Hauptstraße. Es besteht aus einer vorderen Stube (vraunige Stuum) und einer Küche (Kuchl) mit der Haustür zum Hof. Aus der Küche gelangt man in die vordere und hintere (hindrige) Stube. Bei reicheren Leuten war das vordere Zimmer die schöne Stube (scheini Stuum), das hintere die Schlafstube. Die Küche war der Lebensmittelpunkt, wo gekocht und gegessen wurde.