Deutsche Spuren entlang der Donau - reisen, begegnen, erleben

Pécs (deutsch Fünfkirchen, kroatisch Pečuh) ist eine heute 150.000 Seelen zählende Stadt im Süden Ungarns. Seit dem Jahre 1009 ist sie auch bischöflicher Sitz. Bereits seit dem 13. Jahrhundert gibt es dort eine deutschstämmige Population. Von ihren mittelalterlichen Bischöfen stammen auch mehrere aus dem deutschen Sprachraum. Darunter Wilhelmus, auf dessen Initiative 1367 in Fünfkirchen die erste Universität des Landes eröffnet wurde. 

Die Stadt geriet im Juli 1543 unter osmanische Herrschaft. Der Name des letzten christlichen Stadtrichters aus diesem Jahr ist uns auch heute noch bekannt: Wolfgang Schreiber. Das belegt, dass es den deutschen Bürgern der Stadt mit der Zeit gelungen war, führende Ämter einzunehmen. 

Ludwig Markgraf von Baden eroberte an der Spitze der kaiserlichen, österreichischen Truppen im Jahre 1686 Fünfkirchen und die Region bis zur Drau. Das 18. Jahrhundert war davon geprägt, Fünfkirchen neu auf zubauen. Die Stadt wurde hauptsächlich mit Familien aus deutschen und österreichischen Provinzen neu besiedelt. Fünfkirchen wurde eine katholische Stadt mit vielen Nationalitäten. Die Bevölkerung setzte sich neben Deutschen aus Ungarn und Kroaten zusammen. In der Innenstadt, auf dem Kalvarienberg und in der südlichen Außenstadt dominierte überwiegend die deutsche, im östlichen Stadtteil die kroatische Sprache. Im westlichen Teil der Stadt war Ungarisch vorherrschend.

Der wirtschaftliche Aufschwung begann mit der Entstehung der Donau-Dampfschifffahrts-Gesellschaft, die Mitte des 19. Jahrhunderts an dem Steinkohleabbau im Mecsek-Gebirge interessiert war. In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts arbeiteten deutsche und österreichische Architekten in Fünfkirchen. Zu dieser Zeit wurden all die privaten und öffentlichen Gebäude erbaut, die das Stadtbild bis heute prägen. In den 1830er Jahren wurde auch ein deutsches Theater in Fünfkirchen eröffnet, das bis 1865 aktiv war. Nach einigen, nur kurzzeitig erschienenen deutschsprachigen Zeitungen kam 1870 die Fünfkirchener Zeitung heraus, ein patriotisch gesinntes, liberales Blatt. Ihre Herausgeber und Redakteure stammten aus den Reihen der in der Stadt angesiedelten Juden.

In der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts wurde die Stadt zum Zentrum des deutschsprachigen Nationalitätenunterrichts in Süd-Transdanubien. An der Pädagogischen Hochschule gab es ab 1957 eine Deutschlehrer-Ausbildung. 1994 entstand hier das Ungarisch-Deutschsprachige Schulzentrum, das seit 2005 den Namen der Dichterin Valeria Koch trägt. Die Redaktion der deutschsprachigen Radiosendungen begann ihre Tätigkeit in der Mitte der 1950er Jahre. Die Redaktion für deutschsprachige Fernsehsendungen fing 1972 mit ihrer Arbeit an. Nach dem Zweiten Weltkrieg formte sich 1985 in Fünfkirchen die erste eingetragene Zivilorganisation der Ungarndeutschen: der Kulturverein Nikolaus Lenau.

2010 wurde Fünfkirchen im Verbund mit Essen und Istanbul zur Kulturhauptstadt Europas.




Wissenswertes

Lenau-Haus
Interessierte können im Lenau-Haus vielerlei kulturelle Veranstaltungen, darunter auch temporären Kunstausstellungen, besuchen. Im Haus befinden sich auch Gästezimmer. 

Lenau-Haus
7621 Pécs, Munkácsy M. Str. 8.
Telefonnummer: +36 (0) 72 332 515
www.lenau.hu
Öffnungszeiten: Mo-Do 8.30-16.30 Uhr, Fr 8.30-14.30


Über die wichtigsten Kultureinrichtungen der Stadt Fünfkirchen können Sie sich unter den folgenden Links informieren:
Das im Kulturhauptstadtjahr entstandene Zsolnay Viertel: www.zsn.hu
Das Kodály Konzert- und Konferenzzentrum: www.kodalykozpont.hu
Die UNESCO-Weltkulturerbestätte von Fünfkirchen: www.pecsorokseg.hu
Die Museen von Fünfkirchen: www.jpm.hu
Das wichtigste Theaterfestival Ungarns: www.poszt.hu

Ansicht der Stadt vom Hang des Mecsek-Berges.


LINKS: Das barocke Portal des einstigen Verwaltungsgebäudes des Komitates.

RECHTS: Die Moschee des Paschas Jakowali Hassan wurde in der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts erbaut.