Deutsche Spuren entlang der Donau - reisen, begegnen, erleben
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Am 12. August 1687 besiegte das von Karl Herzog von Lothringen angeführte kaiserliche Heer am Fuße des nahen Nagyharsányer Berges das osmanische Heer. An diesem Feldzug nahm auch Adam Graf von Batthyány teil. Bei dieser Gelegenheit lernte er diese Gegend kennen und fasste den Entschluss, später hier Land zu erwerben. Die kaiserliche Donationsurkunde wurde ihm 1703 ausgestellt.

Die Ortschaft Bóly (deutsch Bohl), heute eine Stadt mit knapp 4.000 Einwohnern, war infolge der osmanischen Herrschaft entvölkert. Die ersten zwölf „raizischen“ (serbischen) Familien wurden hier 1713 angesiedelt. Die deutsche Einwanderung begann 1730, als die Familien von Johann Promingh und Johann Spoon sich hier sesshaft machten. Drei Jahre später heißt es in einer vom Komitat veranlassten Beschreibung von Pfarreien über Bohl: „Dieses Dorf bevölkern jetzt die einwandernden Deutschen. Sie fingen gerade an Häuser zu bauen...“ Aus den zeitgenössischen Quellen geht hervor, dass die Einwanderer überwiegend aus Österreich, Württemberg und Schwaben nach Bohl kamen. Der Grundherr Karl Graf von Batthyány errichtete 1744 in Bohl eine katholische Pfarrei und zwei Jahre später ließ er die römisch-katholische Dorfkirche bauen, die dem hl. Johann von Nepomuk geweiht ist. 

Die Herrschaft ließ die Serben im darauffolgenden Jahr in das benachbarte Rác-Töttös übersiedeln. Damit wollte man die Streitigkeiten zwischen den verschiedenen Nationalitäten vermeiden, und so entstand eine reine deutsche Siedlung: Deutsch-Bohl (Német-Bóly). Den heutigen, verkürzten Namen erhielt die Stadt nach dem Zweiten Weltkrieg, nachdem der Großteil der örtlichen deutschen Bevölkerung enteignet und vertrieben worden war. 

Im Zentrum der Kleinstadt befindet sich das 1806 fertiggestellte, äußerlich schmucklose, klassizistische Schloss. Die Herrschaft über Bohl war die Mitgift von Julianna Gräfin von Batthyány, als sie Graf Wilhelm von Montenuovo heiratete. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde die adelige Familie enteignet und in ihrem Schloss wurde ein Heim für geistig behinderte Kinder eingerichtet. 

Das  wohl schönste historische Gebäude in Bohl ist das neogotische Mausoleum (1879-1894) der Familie Montenuovo an der nördlichen Mauer des Gemeindefriedhofes. Seine fachgerechte Renovierung wurde mit dem Preis „Europa Nostra“ belohnt.

Die Zahl der Handwerker in Bohl musste schon Ende des 18. Jahrhunderts verhältnismäßig groß gewesen sein. Die Herrschaft erteilte aber erst 1820 die Bewilligung zur Gründung von Zünften. So entstanden vier Innungen: 1. die Nadler-Innung für Schneider, Schuhmacher, Stricker, Riemer, Kirschner, Seiler und Handschuhmacher; 2. die Bau-Innung für Tischler, Binder, Schmiede, Schlosser, Zimmermeister, Glaser, Maurer, Spengler und Hafner; 3. die Müller-Innung und 4. die Bäcker-Innung.

Die ersten Weingärten wurden 1809 mit Genehmigung der Herrschaft angelegt. In den vergangenen zwei Jahrhunderten entstanden in dieser Region große Weinbauflächen. Die Bedeutung des Weinanbaus zeigen auch die Kellerreien, die um die Landstraße nach Szajk entstanden sind. 


Tipps und Events

Emmausgang
http://boly.ekisterseg.hu/rendezvenynaptar/

Die Schwaben in Bohl pflegen heute noch den Brauch des Emmaus: Am Ostermontag laden die Familien ihre Verwandten und Freunde für den Nachmittag in ihre Weinkeller ein und verbringen die Zeit bis zum Abend gut gelaunt mit Speis und Trank. 

Der Kalvarienberg in Bohl.


Eins der vielen Handwerke der Stadt: der Kerzenzieher.


Das neogotische Mausoleum (1879-1894) der Familie Montenuovo.


Das Portal des Mausoleums.

Ortsgeschichtliche Ausstellung der Stadt Bohl
Der herrschaftliche Kornspeicher der Familie Batthyány und Montenuovo ist eines der ältesten Gebäude in Bohl. In seinem Keller befindet sich das Weinhaus des Vereins „Mohács-Bólyer Weißweinstraße“. Im ersten Stock des Gebäudes kann die Dauerausstellung über Ortsgeschichte und Volkskunde besichtigt werden. 

Ortsgeschichtliche Ausstellung der Stadt Bóly
7754 Bóly Széchenyi tér 10.
Telefon:+3669868305

Bohl hat noch einen verborgenen Schatz für diejenigen, die sich für die Geschichte der Ungarndeutschen interessieren: der Freskenepos des Bohler Grafikkünstlers Robert König im Gemeinschaftsraum der alten Mühle. Der Künstler stellt die Geschichte der örtlichen Ungarndeutschen von der Ansiedlung bis zum Ende des 20. Jahrhunderts in einer originellen, lapidaren Weise dar. Die Einheiten des Bildzyklus zeigen u.a. auch die Religiosität, das Handwerk, den Weinbau, das Bürgertum und die Musikkultur. 

Bóly, Nyárádi u. 2
Tel: + 36 (0) 69 368  100

Termine für eine Besichtigung können mit dem örtlichen Touristenbüro vereinbart werden.