Deutsche Spuren entlang der Donau - reisen, begegnen, erleben
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Die Ansiedlung von Deutschen hat in der Gemeinde Újbarok (deutsch Neudörfl) ihren Ursprung in einem Projekt zur Rodung von Waldflächen. Zu diesem Zweck kamen im 1773 Deutsche aus Obergalla und Werischwar, von denen viele dann selbst in der Gemeinde ansässig wurden. Zur Siedlung gehörten nur ganz kleine Felder. Deshalb spielte die Landwirtschaft hier keine besondere Rolle. Der größte Teil der Einwohner verdiente sein Einkommen in der Hauptstadt. Junge Frauen dienten bei reichen Familien, die Männer arbeiteten in der Salami-Fabrik Herz oder bei der Ungarischen Staatlichen Eisenbahn. Das Dorf hat heute ca. 420 Einwohner. 

Das Heimatmuseum, von der Deutschen Selbstverwaltung initiiert, wurde 2003 gegründet. Durch die Eingangstür gelangt man direkt in eine Küche mit historischem Mobiliar und Gebrauchsgegenständen wie Butterfass, Waage, Geschirr oder Mückenfalle. Im Raum daneben wurde eine Wohnstube eingerichtet. Typische Gegenstände wie Brecher, Haspel und Spinnrad verweisen auf das Spinnen von Flachs. In der Ecke steht das Bett mit Strohsack und Federdecke, daneben ein Nachtschränkchen mit Gebetsbuch. Eine Wiege, traditionelle Zierdeckchen, Kopftücher und Kleider sowie ein Weihwasserbehälter und Kreuze ergänzen das Bild. Das hintere Zimmer ist zur Begegnung und für museumspädagogische Zwecke eingerichtet. 

Wie die Neudörfler zu ihrer Kirche kamen, das ist eine sich lange hinziehende Geschichte:

Das erste Gotteshaus im Ort war noch mit einem Schilfdach gedeckt. 1801 wurde es unter dem Namen „Maria Himmelfahrt“ eingeweiht. 

Später wurde das Grundstück verkauft und in der Mitte der breiten Straße der Gemeinde ein neues Gotteshaus errichtet. 1877 wurde diese neue Kirche mit Holzturm eingeweiht und 1928 mit einer 140 Kilogramm schweren Glocke versehen, ein Geschenk des Ehepaares Kreidl.

Erst 1936 standen genügend Mittel zum Bau eines gemauerten Turmes zur Verfügung. Nach dessen Fertigstellung konnte die Kirche am 13. August des Jahres schließlich eingeweiht werden.

Die vom Zweiten Weltkrieg verursachten Schäden wurden schnell behoben. Den Innenraum schmücken Fresken: in der Mitte die hl. Jungfrau Maria mit zwei Engeln, rechts das Wunder von Fatima und links die Erscheinung in Lourdes. 

Im Kirchengarten steht das Vertreibungsdenkmal. Es ist das zweite seiner Art in Neudörfl. Das erste Denkmal wurde von der Gemeindeverwaltung 1994-98 errichtet. Die Holzskulptur –  herausgerissenes Wurzelwerk als Symbol der vertriebenen Familien – trug die Inschrift: „Wen Gott liebt, dem schickt er ein Kreuz.“ Das Werk fiel dem Zahn der Zeit zum Opfer.

Das neue Denkmal nun ist aus Kalkstein und mit Spuren von Bauxit versehen, als Verweis auf  die einstige Bauxitgrube in der Nähe des Dorfes. Der Stein ist mit einer schlichten, in Kupfer getriebenen Inschrift versehen: „KITELEPÍTÉS 1946 VERTREIBUNG”

Das Denkmal wurde 2009 eingeweiht. Seitdem wird zweimal im Jahr eine Gedenkfeier abgehalten: am 11. Mai, dem Datum der Vertreibung der Deutschen aus Neudörfl, und am 19. Januar, dem allgemeinen Gedenktag der Vertreibung der Deutschen aus Ungarn.

Trachtenumzug beim Pfingstfest.


Faschingsumzug vor dem Zweiten Weltkrieg.


LINKS: Das zweite, im Jahr 2009 eingeweihte Vertreibungsdenkmal.

RECHTS: In der Küche der Heimatstube in Neudörfl.

Wissenswertes:

Das Heimatmuseum kann zu den normalen Öffnungszeiten des Kulturhauses und nach Anmeldung besichtigt werden.
Geöffnet: Dienstag und Donnerstag 17-20, Freitag 17-21, Samstag 16-21, Sonntag 15-20 Uhr,
Montag und Mittwoch ist Ruhetag
Adresse: Ùjbarok, Fő u.8

Telefon: 0036-30-529-1249, oder 0036-20-252-4192.