Deutsche Spuren entlang der Donau - reisen, begegnen, erleben

Ulm wurde mit den Auswanderungen in die südöstlichen Gebiete Europas zwischen dem 17. und 19. Jahrhundert zur Symbolstadt der Donauschwaben. Die Stadt stellte einen zentralen Ort für die Aussiedler dar, weil ab hier die Donau schiffbar war, und sie somit die erste Ablegestelle für Schiffe Richtung Wien war. Viele Menschen strömten nach Ulm, blieben dort meist eine Weile, um zu arbeiten oder zu warten und fuhren dann mit einer Ulmer Schachtel die Donau hinunter.

Die Seccomalerei am Ulmer Rathaus weist auf die wichtige Rolle Ulms als Handelsstadt an der Donau hin. Seit dem Jahr 1670 fuhren Schiffe nach festem Fahrplan von Ulm nach Wien, die so genannten Ordinari-Schiffe. Tausende Menschen aus dem ganzen Reich kamen hierher, um die Reise ausgehend vom Schwal nach Ungarn anzutreten.

Erst mit dem Toleranzedikt von Kaiser Joseph II. aus dem Jahr 1781 konnten auch die überwiegend protestantischen Ulmer nach Ungarn auswandern. Davor war es ihnen nicht möglich, denn die Habsburger Doppelmonarchie wollte katholische Ansiedler mit einem intakten Familienleben für die von den Osmanen entvölkerten Gebiete an der Donau. 850 Ulmer Untertanen entschlossen sich zwischen 1784 und 1787 zur Auswanderung in ungarische Gebiete.

In Ulm verbrachten die Auswanderer oft einige Tage, manchmal sogar mehrere Wochen. Für die Ulmer und vor allem für die Wirte und Herbergsbesitzer war dies profitabel, denn die Auswanderer mussten in Ulm wohnen und essen. Manche arbeiteten einige Zeit in der Stadt, um ihre Reisekasse aufzubessern. Viele Paare, die sich oft erst unterwegs kennen lernten, nutzten die Gelegenheit zur Heirat, denn nur verheiratete Paare bekamen eine Hofstelle. Weil Ulm protestantisch war, sollten sich die Paare auch protestantisch trauen lassen. Nicht wenige katholische Auswanderer heirateten deshalb zweimal: Nach protestantischem Ritus im prachtvollen Münster und nach katholischem in der Wengenkirche.

In ihrer Form einmalig, fand parallel zu den Auswanderungen aus der oberschwäbischen Heimat nach Ungarn, auch eine Rückwanderung in die deutschen Gebiete statt. In Wien sammelten sich im Jahr 1712 tausende Schwaben, die Ungarn wegen der fehlenden Infrastruktur nicht mehr aufnehmen konnte. Im Herbst des gleichen Jahres musste ein Teil von ihnen wieder die Rückreise antreten. Von Erschöpfung, Krankheit und Enttäuschung gezeichnet, kamen sie zunächst nach Leipheim, wo sie ärztlich versorgt wurden und von dort mussten sie dann die Rückkehr an ihren Heimatort organisieren.

Seit dem Jahr 1980 kümmert sich die Universitätsstadt Ulm um einen regen Kontakt und Austausch mit den Donauländern. Dafür sind der Rat der Donauländer, dem der Oberbürgermeister Ulms vorsitzt, das Donauschwäbische Zentralmuseum, das Donaufest und das Donaubüro von zentraler Bedeutung. Es wurden einige Denkmäler und Erinnerungsorte an die Auswanderung, Flucht und Vertreibung der Donauschwaben in der Symbolstadt von den Landsmannschaften mit Unterstützung Ulms errichtet. Außerdem finden regelmäßige Treffen der Landsmannschaften statt.


Das Internationale Donaufest findet alle zwei Jahre in Ulm statt. Bei dem zweiwöchigen Fest sind die Donauländer vertreten.



Auf dem Balkon des Schwörhauses hält der Oberbürgermeister Ulms jedes Jahr die traditionelle Schwörrede. Für die Ulmer ist dieser Tag ein Feiertag.



LINKS: Durch das Tor unter dem Metzgerturm kommt man ins Stadtinnere.

RECHTS: Den Turm des Ulmer Münsters kann man an vielen Stellen Ulms durch die Häuser blitzen sehen.

Wissenswertes

Ulmer Münster
Münsterplatz 21, D-89073 Ulm
Tel.: +49 (0) 731 379945 0
Öffnungszeiten: täglich von 9 Uhr bis 16 Uhr, Turmbesteigungen sind ebenfalls möglich
Gottesdienste: So. 8 Uhr Frühgottesdienst, 9.30 Uhr Gottesdienst, 18 Uhr Abendgottesdienst

Schwörrede/-haus und „Nabada“
Die Schwörrede findet immer am vorletzten Montag im Juni um 11 Uhr auf dem Weinhof statt. Die Schwörfeier dauert etwa eine Stunde. Am Mittag ist dann das „Nabada“ auf der Donau. Schwörhaus
Weinhof 12, D-89073 Ulm
Tel.: +49 (0) 731 161 2831
Öffnungszeiten: Di. bis Sa. 11 bis 17 Uhr, Eintritt frei

Stadthaus Ulm
Münsterplatz 50, D-89073 Ulm
Öffnungszeiten: Mo. Bis Sa. 9 bis 18 Uhr, Do. 9 bis 20 Uhr; Sonn-/Feiertage 11 bis 18 Uhr 
Im Stadthaus finden regelmäßig Ausstellungen statt.

Links:
http://www.tourismus.ulm.de
http://de.wikivoyage.org/wiki/Ulm
http://www.bundesfestung.de/