Deutsche Spuren entlang der Donau - reisen, begegnen, erleben
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Die Stadt Budaörs/Wudersch mit ihren knapp 30.000 Einwohnern liegt am westlichen Stadtrand von Budapest. Ende des 17. Jahrhunderts war die Ortschaft infolge der Türkenkriege fast ausgestorben. Um das Gebiet wieder urbar zu machen, holte die Familie Zichy deutsche Siedler in das Gebiet. Dank des Weinanbaus entstand hier bald eine wohlhabende Gemeinde. Der Weinanbau fand in den 1880er Jahren wegen der sich ausbreitende Reblaus-Plage ein rasches Ende.

Die deutschen Siedler begannen im Jahr 1738 mit dem Bau der römisch-katholischen Kirche, deren Schutzpatron der heilige Johannes von Nepomuk war. Der größte kirchliche Feiertag der Gemeinde war das Fronleichnamsfest. Die Gläubigen fertigten an diesem Tag einen Blütenteppich entlang der zwei Kilometer langen Strecke des Prozessionswegs an.

Der nach dem Ersten Weltkrieg aufblühende Wudersche Pfirsichanbau wurde weltberühmt. Die Pfirsichbauern lieferten die orangenen Früchte mit der Stadtbahn oder mit Federwagen in die Hauptstadt und verkauften sie dort. Die Pfirsiche wurden aber auch nach Wien und sogar mit dem Flugzeug nach Berlin und London ausgeliefert. Nach der Aussiedlung der Deutschen gingen der Pfirsich- und der Weinanbau stark zurück.

Nach dem Zweiten Weltkrieg wurden die Deutschen aus Wudersch vertrieben. Am 19. Januar 1946 fuhren die ersten Züge mit Ausgewiesenen in Richtung Mannheim nach Baden-Württemberg. Es folgten noch weitere sechs Transporte. Im August 1947 brachte man erneut 80 Familien nach Hoyerswerda. Wudersch verlor nahezu 90 Prozent seiner Einwohner.

Einer der ältesten, unversehrt gebliebenen Friedhöfe der Ungarndeutschen kann in Wudersch besichtigt werden. Der Friedhof wurde wahrscheinlich ab dem Jahr 1755 genutzt. Der älteste Grabstein ist der, des Wuderschen Pfarrers Josef Mertinger von 1782. Auf dem Friedhof befinden sich beinahe 1.400 Grabsteine, die im einzigartigen Stil der Steinmetzarbeit aus der Region Buda gestaltet sind. Die letzte Beerdigung fand 1956 statt. Im Juni 1996 erklärte die Landesselbstverwaltung der Ungarndeutschen den Friedhof zur Landesgedenkstätte, um an die Vertreibung der Ungarndeutschen zu erinnern. Hier wurde zudem im Juni 2006 zum 60. Jahrestag der Vertreibung der Ungarndeutschen ein Denkmal errichtet und eingeweiht.

Die Steinbergkapelle ist eine weitere Sehenswürdigkeit Wuderschs. Sie wurde von Franz Wendler erbaut, dem im Traum mehrmals die Jungfrau Maria erschienen sein soll. So soll er einmal geträumt haben, dass er auf dem Steinberg vor einem Heckenrosenstrauch grub, und in jeder einzelnen Rose das Antlitz der Jungfrau Maria sah. Auf den Rosenblättern stand: „Ich bin die Unbefleckte Empfängnis“. Im Frühling 1855 begann er mit dem Bau einer Kapelle. Am 15. Oktober 1855 wurde die Kapelle zu Ehren der unbefleckten Empfängnis eingeweiht. Franz Wendler wohnte von 1878 bis zu seinem Tode in den Höhlen neben dem kleinen Gotteshaus. Die Kapelle wurde zu einem der wichtigsten Wallfahrtsorte der Ungarndeutschen aus dem Gebiet Buda.

Nach 1946 ist die Kapelle zerstört worden. Die Marienstatue konnte in Sicherheit gebracht werden. 1997 kam sie zurück nach Wudersch und 2003 wurde die Kapelle mit privaten Spenden wieder aufgebaut.

Ein bekannter Sohn der Ortschaft ist der Musiker und Komponist Silvester Herczog, der 1893 in Wudersch geboren wurde. Bis zum Ende des Zweiten Weltkrieges leitete er „Die Herczog’sche Blaskapelle“. Nachdem er vertrieben wurde, fand er ein neues Zuhause in Neckarelz, wo er die Wudersche Heimatkapelle dirigierte.

Sehenswert in Wudersch ist auch das Heimatmuseum, das in einem alten Weberhaus untergebracht ist. Das Museum zeigt die traditionelle Wudersche Paradestube in der die tiefe Religiosität der Einwohner mit den Weihwasserbehälter, Gemälden und Gebetsbüchern deutlich wird. Außerdem kann man eine Küche aus den 40er Jahren des vergangenen Jahrhunderts besichtigen sowie Feiertags- und Alltagskleidung. Die ortsgeschichtliche Sammlung im Heimatmuseum illustriert mit reichem Dokument- und Bildmaterial die Geschichte der Siedlung von 1720 bis heute.

Alle drei Jahre finden in Wudersch die Passionsspiele mit ungarischen und deutschen Originaltexten von den Aussiedlern statt.


Wuderscher Blütenteppich von früher.



Auch heute wird der Blütenteppich zum Fronleichnamsfest liebevoll hergerichtet.


 

Die wiederaufgebaute heutige Steinbergkapelle in Wudersch.

Wissenswertes:

Jakob Bleyer Heimatmuseum
Budapesti út 45, 2040 Budaörs
Tel.: +36 23 440 217
www.heimatmuseum.hu
Öffnungszeiten: Di-Sa 14-18 Uhr, Sonntag 10-14 Uhr, Montag geschlossen